Typische Fehler bei der Wahl von Versicherungen für Gründer und wie man sie vermeidet

Typische Fehler bei der Wahl von Versicherungen für Gründer und wie man sie vermeidet

1. Missverständnisse bei den Pflichtversicherungen

Viele Gründer unterschätzen oder missverstehen, welche Versicherungen in Deutschland verpflichtend sind – und welche nicht. Gerade im deutschen Versicherungssystem gibt es eine Vielzahl an Vorschriften, die sich je nach Branche, Unternehmensform und Tätigkeit unterscheiden. Ein häufiger Fehler ist zum Beispiel, die gesetzliche Krankenversicherung für Selbständige zu ignorieren oder davon auszugehen, dass bestimmte Absicherungen wie die Berufsgenossenschaft freiwillig sind. Das kann später zu teuren Nachzahlungen führen, wenn das Finanzamt oder die Sozialversicherungsträger Nachprüfungen durchführen. Auch rechtliche Probleme bis hin zur Betriebsuntersagung sind nicht ausgeschlossen, wenn Pflichtversicherungen fehlen. Daher ist es essenziell, sich frühzeitig und umfassend über alle relevanten Pflichtversicherungen zu informieren – und zwar idealerweise mit professioneller Unterstützung, um keine bösen Überraschungen zu erleben.

2. Unzureichende Risikoanalyse

Ein häufiger Fehler unter Gründerinnen und Gründern in Deutschland ist die unzureichende Analyse der individuellen Risiken des eigenen Geschäftsmodells. Viele verlassen sich auf Standardlösungen von Versicherungsanbietern, ohne zu bedenken, dass jedes Unternehmen – egal ob Tech-Startup, Einzelhandel oder Handwerksbetrieb – ganz eigene Stolperfallen hat. Wer sich hier auf pauschale Angebote verlässt, riskiert im Ernstfall böse Überraschungen.

Warum reicht eine Standardlösung meist nicht?

Die deutsche Versicherungslandschaft ist komplex und bietet für nahezu jede Branche maßgeschneiderte Produkte. Trotzdem greifen viele Gründer zu vorgefertigten Paketen aus Bequemlichkeit oder Unwissenheit. Doch was beispielsweise für einen Online-Shop sinnvoll erscheint, kann für einen Gastronomiebetrieb völlig unpassend sein. Wer die spezifischen Risiken nicht erkennt und absichert, bleibt oft auf hohen Kosten sitzen.

Typische individuelle Risiken nach Branche (Beispiele):

Branche Häufige Risiken Mögliche passende Versicherung
IT/Software Datenverlust, Cyberangriffe Cyberversicherung
Handwerk Unfälle beim Kunden, Sachschäden Betriebshaftpflichtversicherung
E-Commerce Produkthaftung, Lieferverzögerungen Produkthaftpflichtversicherung, Transportversicherung
Beratung/Coaching Fehlberatung, Vermögensschäden Dritter Berufshaftpflichtversicherung
Gastronomie Brand, Lebensmittelvergiftung, Diebstahl Betriebsinhaltsversicherung, Betriebshaftpflichtversicherung
Tipp aus der Praxis:

Nimm dir Zeit für eine ehrliche Bestandsaufnahme: Welche Schäden könnten dein Business existenziell bedrohen? Sprich mit anderen Unternehmer:innen deiner Branche oder lass dich unabhängig beraten. Nur so findest du heraus, welche Versicherungen wirklich zu deinem Geschäftsmodell passen – und schützt dich effektiv vor bösen Überraschungen.

Über- oder Unterversicherung

3. Über- oder Unterversicherung

Ein häufiger Fehler, den viele Gründer machen, ist die falsche Einschätzung ihres tatsächlichen Versicherungsbedarfs. Manche Gründer wollen auf Nummer sicher gehen und schließen zu viele Versicherungen ab, in der Hoffnung, damit für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Das klingt zwar zunächst vernünftig, führt aber oft dazu, dass unnötige Kosten entstehen – gerade in der Anfangsphase, wenn das Budget ohnehin knapp ist.

Auf der anderen Seite gibt es Gründer, die zu wenige oder nicht passende Versicherungen abschließen. Sie hoffen, dadurch Geld zu sparen, riskieren aber im Ernstfall gefährliche Versorgungslücken. Besonders häufig passiert das bei Haftpflicht-, Berufsunfähigkeits- oder Rechtsschutzversicherungen. Kommt es dann zum Schadensfall, können hohe Kosten oder sogar die Existenzbedrohung folgen.

Wie lassen sich diese Extreme vermeiden?

Am wichtigsten ist eine ehrliche und realistische Risikoanalyse des eigenen Geschäftsmodells. Stelle dir Fragen wie: Was sind die größten Risiken meines Unternehmens? Welche Schäden könnten tatsächlich auftreten? Und welche Versicherungen sind gesetzlich vorgeschrieben oder branchentypisch sinnvoll?

Praxistipp aus eigener Erfahrung:

Lass dich nicht von Standardpaketen blenden. Viele Versicherer bieten pauschale Lösungen an, die selten exakt auf dein Unternehmen passen. Nimm dir Zeit für ein persönliches Beratungsgespräch bei einem unabhängigen Makler oder der IHK vor Ort. Je besser du dein eigenes Risiko verstehst, desto gezielter kannst du Lücken schließen und überflüssige Policen vermeiden.

Fazit:

Sowohl Über- als auch Unterversicherung kosten am Ende bares Geld – entweder durch unnötige Beiträge oder durch finanzielle Einbußen im Schadensfall. Eine bedarfsgerechte Absicherung schützt dich langfristig und sorgt für mehr unternehmerische Gelassenheit.

4. Vernachlässigung von branchenspezifischen Besonderheiten

Jede Branche bringt besondere Risiken und Anforderungen mit sich. Wer diese beim Versicherungsschutz ignoriert, steht im Ernstfall schnell ohne passenden Schutz da. Viele Gründer begehen den Fehler, sich auf Standardversicherungen zu verlassen, ohne die spezifischen Risiken ihrer Branche zu analysieren. Dabei können gerade kleine Details über Erfolg oder Scheitern entscheiden – und im Schadensfall auch über die finanzielle Existenz.

Typische branchenspezifische Risiken

Branche Spezielle Risiken Empfohlene Zusatzversicherungen
IT & Softwareentwicklung Datenverlust, Cyber-Angriffe, Haftung für Programmierfehler Cyber-Versicherung, Vermögensschadenhaftpflicht
Handwerk Unfälle bei der Arbeit, Maschinen- und Werkzeugdiebstahl Betriebsunterbrechungsversicherung, Maschinenversicherung
Gastronomie Lebensmittelvergiftungen, Personenschäden durch Gäste Betriebshaftpflicht, Produkthaftpflicht
E-Commerce Lieferverzögerungen, Reklamationen, IT-Ausfälle Transportversicherung, Rechtsschutzversicherung

Warum Standardlösungen nicht ausreichen

Viele Versicherer bieten Paketlösungen an, die jedoch selten die individuellen Bedürfnisse einer bestimmten Branche abdecken. Besonders in Deutschland ist es üblich, dass Versicherungsvermittler wenig branchenspezifisch beraten – ein gravierender Nachteil für Gründer. Wer hier spart oder sich nicht ausreichend informiert, zahlt im Zweifel doppelt: Einmal mit Prämien für unnötige Policen und später mit eigenem Kapital im Schadensfall.

Praxistipp aus eigener Erfahrung:

Ich habe selbst erlebt, wie wichtig es ist, sich frühzeitig mit Experten aus der eigenen Branche auszutauschen. Erst durch Gespräche mit anderen Gründern aus dem gleichen Bereich habe ich erfahren, welche spezifischen Gefahren lauern – und welche Versicherungen wirklich notwendig sind. Nicht selten musste ich bestehende Policen nachbessern oder wechseln. Deshalb: Regelmäßig Branchenforen besuchen und gezielt nach Empfehlungen fragen!

Fazit:

Nehmen Sie sich Zeit für eine individuelle Risikoanalyse und holen Sie branchenspezifische Angebote ein. Nur so vermeiden Sie böse Überraschungen und schützen Ihr junges Unternehmen optimal.

5. Vergessen von Anpassungen und regelmäßigen Überprüfungen

Das eigene Unternehmen entwickelt sich – manchmal schneller, als man denkt. Viele Gründer machen jedoch den Fehler, ihre Versicherungen nach der Gründung nicht mehr anzufassen. Anfangs ist das Versicherungspaket vielleicht passend, aber mit jedem neuen Kunden, jeder Expansion oder Änderung im Geschäftsmodell ändern sich auch die Risiken. Wer seinen Versicherungsschutz nicht regelmäßig prüft und anpasst, läuft Gefahr, im Schadensfall plötzlich unterversichert zu sein – und das kann richtig teuer werden.

Warum regelmäßige Überprüfungen so wichtig sind

Die Geschäftswelt in Deutschland ist dynamisch: Vielleicht stellst du neue Mitarbeiter ein, verlagerst deinen Fokus auf andere Dienstleistungen oder expandierst ins Ausland. Jede dieser Veränderungen beeinflusst deinen Versicherungsbedarf. Bleiben die Policen starr, zahlst du entweder unnötig viel für überflüssigen Schutz oder bist im Ernstfall schlecht abgesichert. Typisch deutsch: Viele verlassen sich auf ihre einmal abgeschlossenen Verträge und vergessen, dass diese kein Selbstläufer sind.

Praxistipp aus eigener Erfahrung

Ich habe selbst erlebt, wie schnell eine kleine Veränderung große Auswirkungen haben kann. Nach einem Jahr hatte ich einen zweiten Standort eröffnet – meine Haftpflichtversicherung war dafür aber gar nicht ausgelegt! Erst ein Gespräch mit meinem Makler hat mich darauf aufmerksam gemacht. Fazit: Lieber einmal zu oft prüfen als einmal zu wenig!

So vermeidest du diesen Fehler:
  • Plane mindestens einmal jährlich einen Versicherungs-Check ein – am besten gemeinsam mit deinem Steuerberater oder Versicherungsmakler.
  • Informiere deine Versicherung proaktiv über Veränderungen im Unternehmen (z.B. neue Tätigkeiten, größere Projekte, mehr Mitarbeiter).
  • Nutze digitale Tools und Erinnerungsfunktionen, um Fristen und Prüftermine nicht zu verpassen.

Regelmäßige Anpassungen deiner Versicherungen sind kein bürokratischer Aufwand, sondern ein wichtiger Baustein nachhaltiger Unternehmenssicherheit. In der deutschen Unternehmenskultur zählt vorausschauendes Handeln – zeig also Weitsicht und halte deinen Versicherungsschutz immer aktuell!

6. Unterschätzung der Beratung durch Experten

Viele Gründer verlassen sich bei der Wahl ihrer Versicherungen häufig auf Informationen aus dem Internet oder auf gut gemeinte Ratschläge von Freunden und Bekannten. Was dabei oft übersehen wird: Online-Quellen bieten zwar einen guten Überblick, können jedoch niemals die individuelle Beratung durch eine:n erfahrene:n Versicherungsexpert:in vor Ort ersetzen.

Warum persönliche Beratung so wichtig ist

Jedes Geschäftsmodell bringt seine eigenen Risiken mit sich – und die sind in der Regel sehr individuell. Ein:e lokale:r Versicherungsmakler:in kennt nicht nur die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland, sondern auch branchenspezifische Besonderheiten und aktuelle Marktentwicklungen. So kann gezielt analysiert werden, welche Versicherungen für das eigene Unternehmen wirklich sinnvoll sind – und wo eventuell gespart werden kann.

Fehlerquellen durch fehlende Fachberatung

Wer sich ausschließlich auf allgemeine Online-Informationen verlässt, läuft Gefahr, wichtige Details zu übersehen. Das kann dazu führen, dass Policen abgeschlossen werden, die im Ernstfall nicht greifen – oder dass unnötige Versicherungen bezahlt werden. Besonders tückisch: Viele Gründer unterschätzen den Umfang ihrer Haftung und versichern sich nicht ausreichend gegen existenzbedrohende Risiken.

Praxistipp aus eigener Erfahrung

Ich habe anfangs ebenfalls versucht, mir das nötige Wissen selbst anzueignen und alles online zu recherchieren. Erst als ich mit einer spezialisierten Maklerin gesprochen habe, wurden mir einige entscheidende Lücken in meinem Schutz deutlich – zum Beispiel bei der Betriebshaftpflicht. Die Investition in eine professionelle Beratung hat sich im Nachhinein absolut ausgezahlt.

Fazit: Wer als Gründer in Deutschland auf professionelle Versicherungsberatung verzichtet, spart am falschen Ende. Nur Expert:innen können gewährleisten, dass individuelle Risiken erkannt und passende Lösungen gefunden werden. Es lohnt sich also, frühzeitig ein Gespräch zu suchen und gemeinsam maßgeschneiderte Versicherungslösungen zu erarbeiten.